Dieer Blogeintrag beschreibt die Anreise nach Prag und die Radtour zwischen Prag und der Tschechischen Grenze hinter Decin.
Anreise:
Am Sonntag belud ich in Ems am spätem Nachmittag mein Velo und fuhr gemütlich nach Chur. Was für ein Gefühl endlich wieder ein voll beladenes Reiserad unter mir zu haben! Der Zug zwischen Chur und Zürich war voll wie immer, die Zeit in Zürich HB reichte noch, um im Federal Hörnli zu geniessen.
Der Nachtzug nach Prag wurde pünktlich bereit gestellt, und ich konnte mein Velo in aller Ruhe verladen. Das Abteil war eingerichtet, und ich konnte mein erstes tschechisches Bier dieser Reise geniessen, da es sich um einen tschechischen Schlafwagen handelte.
Mit dem Schlafen im Schlafwagen ist das so eine Sache, aber es war ok. Als ich langsam wieder wach wurde waren wir bereits in Leipzig, morgens gegen 06:30 Uhr. Es war am Regnen, draussen war es ekelig kalt. Zum Glück hatte ich mein warmes Bett und kurz darauf wurde ein „Boxed Frühstück“ mitsamt den von mir gewünschten zwei Kaffee serviert. Da der Zug ab Dresden an der Elbe entlang fährt, hatte ich Gelegenheit bereits die Strecke aus der Ferne zu inspizieren. Irgendwann gegen 10:30 Uhr war Prag erreicht und ich konnte alles wieder aufs Velo packen.
Die erste Aufgabe war nun, dass Hotel zu finden. Dieses hatte ich nach dem Kriterium Schönheit ausgesucht und weniger nach der Lage. Das Hotel lag nicht im Zentrum von Prag, sondern in einem etwas ruhigerem Bezirk. Dieses Hotel galt es nun zu finden, also eine erste Aufgabe für meinen Edge 810. Würde das Navigieren funktionieren? Als Karte diente der City Navigator Europe, den Wegepunkt hatte ich mir noch daheim am PC gesetzt.
Der „Rosa-Strich“ führte mch brav vom Bahnhof weg durch die Prager Altstadt Richtung Karlsbrücke. Aber Velo fahren? Bei all den Trams, hmm, auf der Radreise hat man bekanntlich Zeit, also erst mal meinen „Schwertransporter“ schiebend bewegen….
Es kommt die Karlsbrücke in Sicht, ein erster Meilenstein auf dieser Reise.
Da es Leute ohne Ende hat schiebe ich weiterhin mein Velo 😦 Nach der Brücke wird es besser, dafür auch steiler. Das Navi führt mich eine steile Treppe hoch – toll mit voll beladenem Reiserad. Nachdem auch die Treppe gemeistert ist, kann ich dann gemütlich den Rest des Berges hoch fahren. Ein Genuss nach all der Schieberei!
Ich kann gut im Prager Strassenverkehr mit schwimmen, mein Navi sagt mir „sie haben ihr Ziel erreicht“. Wo ist das Hotel? Beim CityNavigator werden anscheinend Autozeiten gerechnet, aber auch ich erreiche schliesslich mein Ziel und bin sehr positiv überrascht.
Das Hotel ist in einem ehemaligem Kloster – mit eigener Hausbrauerei 🙂
Das Velo darf mit aufs Zimmer, damit sind auch Sicherheitsprobleme gelöst. Nach einem ausgiebigem Mittagessen mit einer Bierdegustation in der hauseigenen Brauerei schaue ich mir noch ein wenig Prag an.
Was für eine tolle Stadt! Ich komme garantiert bald wieder, um mir alles in Ruhe an zu schauen….
10.09.2013 Prag – Roudnice nad Labern(86 km):
Heute geht es endlich los! Die erste Aufgabe ist den Weg aus Prag zu finden. Der erste Plan war mit dem Zug ein Stück raus zu fahren, aber ich hab dazu keine Lust. Ich will Velo fahren, nicht Zug! Schlau wie ich bin, hab ich mir zu Hause die gesamte Tagesetappe auf meinen Edge geladen. Damit sind alle Probleme gelöst – denke ich… Fehlenscheid! Die Erstberchnung der Route dauert schon 10 Minuten! Und kaum fährt man in eine andere Strase – Frau weis es bekanntlich besser als der blöde Kasten am Lenker – geht die ganze Rechnerei von vorne los.
Der Radweg ist super ausgeschildert, sobald man endlich ein Schild findet. Leider hab ich mich prompt wieder verirrt, aber nach gut zwei Stunden hab auch ich endlich den Ausgang aus Prag gefunden, und bin in Troja. Troja ist der erste wichtige Navigationspunkt nach Prag an der Moldau.
Der Radweg gibt sich hier wie eine „Autobahn“ frisch geteert, sogar mit einem Mittelstreifen, aber irgend wann kommt das, vor dem der verwöhnte mitteleuropäische Reiseradler gewarnt wird, der Radweg nimmt osteuropäische Verhältnisse an…
Zum Glück ist die Felspassage nur von kurzer Dauer und es gilt sich mit der nächsten Herausforderung auseinander zu setzen.
Im Intermet wird vor einer Pipeline-Brücke gewarnt, welche offizieller Bestandteil des Elberadwegs sein soll. Als Alternative wird eine Querung mit der Fähre in Bukol empfohlen. Die Fähre finde ich auch. Vor lauter Respekt vor der Passage vergesse ich ein Foto von dieser Fähre zu machen, daher dieses Bild aus der Wikimedia.
Der Fährmann ist sehr freundlich und die Überfahrt gibts für 25 Kronen. Das Ganze ist eine recht wackelige Sache, aber alles geht gut. Bald ist nach gut 50 km Melnik erreicht. In Melnik fliesst die Moldau in die Elbe und damit bin ich nun tatsächlich auf dem Elberadweg (Nr. 2 auf der Tschechischen Beschilderung).

Blick auf das Kloster von Melnik – hier fliesst die Moldau in die Elbe, und damit beginnt für die Radfahrer von Prag her hier der eigentliche Elbradweg
Da mir inzwischen der Magen in der Kniekehle hängt gehe ich einen kleinem Ort in ein Restaurant. Da mein Tschechisch nicht existent ist – und die Bedienung weder deutsch noch englisch spricht – verspeisse ich den Klassiker – Pizza. Das geht in jeder Sprache. Während ich auf mein Essen warte, sind die männlichen Mitesser um Kontaktaufnahme bemührt – wohlgemerkt auf Tschechisch 🙂 Ich hab lange nicht mehr so gelacht wie bei diesem Mittagessen….
Nach dieser sehr unterhaltsamen Pause geht es weiter und es fängt an zu regnen. Zum Glück ist der Etappenort Roudnice nad Labern errreicht und ich komme in einer Bruchbude von Hotel für die Nacht unter. Das Abendessen war Spitze und ich falle bald in mein mehr oder weniger sauberes Bett.
11.09.2013 Roudnice nad Labern – Decin (70 km):
Der neue Morgen präsentiert sich im besten Wetter. Das Frühstück passt zum gammeligen Hotel und daher sehe ich zu, dass ich los komme.
Nach dem verregnetem Nachmittag gestern ist es ein herrlicher Morgen. In Roudnice wird die Elbe gequert und der Weg führt etws weiter im Hinterland lang.
Dabei kommt man an endlosen, bereits abgeernteten Hopfenfeldern entlang. Ich hab das Gefühl, dass die Dörfer alle gleich arm aussehen, was mir aufgefallen ist, ist die Beschallungsanlage in allen Orten, egal wie klein. Ob das ein sozialistisches Überbleibsel ist?

Typischer Anblick in einem kleinen Tschechischen Dorf – Strasse mit reichlich Schlaglöchern, Häuser mehr oder weniger renoviert und die olbigate „Beschallungsanlage“
Gerade die Morgenstimmung ist es, die es mir beim Radeln immer besonders angetan hat. Auch auf dieser Tour ist es wieder so.
Dann erwartet mich eine sehr spezielle Passage, die ich zwar am Anfang noch fahre, aber dann schiebe.

In dieser Schlammschlacht wären GoreTex-Schuhe tatsächlich mal nützlich gewesen – der eine „Tümpel“ war jedoch so tief, das das Wasser wieder mal oben in den Schuh rein gelaufen wäre…..
Den Weg umgehen könnte man zwar, aber da ist es noch schlammiger. Was bin ich froh, für meine wasserdichten Ortlieb-Taschen, die sich insbesondere an solchen Tagen bewähren. Das ich nass und schlammig bin, ist eine Nebenkriegsschauplatz, es ist nicht kalt….
Bald danach wird es mir etwas eng ums Herz, hier kann man endweder via Theresienstadt fahren – das „Alters-KZ“ aus Adolfs Zeiten – oder via Litomerice. Theresienstadt erspare ich mir, ich weiss nicht ob ich mir das ansehen kann. Litomerice ist eine tolle Stadt, mit einem wunderbaren altem Stadtkern.
Leider ist hinter Litomerice der Spass mit der Sonne wieder vorbei, aber es regnet nicht wirklich.
Der Tschechische Autofahrer ist nicht unbedingt besonders velofreundlich eingestellt, aber Angst hatte ich nie beim Fahren auf den Strassen Tschechiens. Der Elberadweg wird mal auf einem separatem Radweg, mal auf Feldwegen mal auf der Strasse geführt. Die Ausschilderung ist vorbildlich mit gelben Tafeln markiert.
Es wird sehr fleissig am Radweg gewerkelt und ständig optimiert.
Unterwegs komme ich dann auch an der Burg Schreckenstein vorbei, und bald danach ist Decin erreicht.
Heute übernachte ich in einem deutlich besserem Hotel als gestern, auch wenn es nur die Hälfte von dem des letzten Tages kostet.
Da neben mir noch eine organisierte Radreise im Haus übernachtet, darf ich ein Zweizimmer-Appartement für mich haben. Leider sind die Kollegen der organisierten Radreise so arrogant, das ein Gespräch nicht möglich ist, ich bin für die Herrschaften schlicht nicht exisitent. Ich hoffe nur, dass sie mit dem Tschechen nicht auch so umgehen, schliesslich sind wir alle Botschafter unseres Sports und unserer Leidenschaft….
12.09.2013 Decin – Dresden (67 km):
Leider ist das Wetter heute morgen gar nicht toll. Heute ist das besonders schade, da die Passage durch das Elbssandsteingebirge ansteht, ein Highlight der Radtour. In Tschechien selber sind heute noch knapp 25 km zu fahren.
Bald regnet es dann richtig, ich steige mal wieder in meine Regenmontur. Damit lässt es sich auch Radfahren, anhalten darf ich nicht, da dann gleich meine Brille beschlägt. Solange ich fahre geht es.
Auffällig ist, dass je näher ich der Tschechischen Grenze komme, desdo besser werden die Radwege.
Bald ist die deutsche Grenze erreicht.
Auf der einen Seite bin ich froh, wieder in einem Land zu sein, in dem ich die Leute verstehe, auf der anderen Seite bin ich traurig schon aus Tschechien raus zu sein.
Ich hab wenig andere Radreisende in Tschechien gesehen, vermutlich steigen die Meisten erst in Dresden ein, was schade ist. Die Tschechischen Radwege sind deutlich besser als ihr Ruf, und es wird fleissig an den Radwegen weiter und ausgebaut.
Vom Budget her bin ich mit recht wenig Geld ausgekommen, man kann extrem preiswert essen und übernachten. Wenn ich aufs Geld geschaut hätte wäre es vermutlich noch deutlich günstiger gegangen. Meine Angst vor Prag war unbegründet, niemand hat versucht mir was zu stehlen. Es gibt so viele deutlich einfacherere Diebstahlziele als Radtouristen da reichlich andere Touristen unterwegs sind, die zeigen was sie haben.
Aus Prag raus zu kommen war nicht ganz einfach, aber da ich reichlich Zeit hatte, hat mich das nicht all zu sehr gestresst. Mit dem Rennrad würde ich nicht gehen, daüfr sind die Strassen zu schlecht. Ein robustes Treckingrad ist die richtige Wahl.
Irgendwann möchte ich noch die Elbequelle in Spindlermühle besuchen, aber dann mit dem MTB. Das gibt dann eine neue Geschichte 🙂
Im nächsten Blog werde ich beschreiben, wie es in Deutschland auf dem Elberadweg weiter geht. Wer noch etwas mehr zum Tschechischen Abschnitt wissen möchte kann hier schauen: http://www.elberadweg.cz