Was war ich letztes Jahr neugierig… Wie sieht wohl der Rest des Elberadwegs aus? Der hin zur Quelle? Dieser Post beschreibt meine sehr erlebnisreiche Woche auf dem Elberadweg…
Sonntag – Ankunft in Prag – Transfer nach Neratovice / Erste Radetappe nach Brandys nad Labem (ca. 17 km)
Nach einer mehr oder weniger unruhigen Nacht werde ich am Morgen im Bahnhof Leipzig so langsam wach. Als ich gestern Abend in mein Abteil gegengen bin war es unsagbar heiss – kein Wunder wenn der Wagen den ganzen Tag in der prallen Sonne gestanden hat – also hab ich meine Klimaanlage bis zum Anschlag auf „kalt“ gestellt. Leider war das in der Nacht ein Nachteil, ich habe bitterlich gefroren und musste aus dem Bett um die Klimaanlage auf wärmer zu stellen – dass sollte auf dieser Tour noch ein Nachspiel haben….
Kurz vor Dreseden servierte mir dann der Steward ein „boxed Frühstück“ und freute mich auf die Vorbeifahrt am Elbsandsteingebirge – aber wie schon im letzten Jahr – Regen 😦
Gegen 10:30 war der Zug dann in Prag und endlich konnten wir ausladen. Da es im hinteren Teil des Bahnhofs auch schöne Rampen gibt bleib mir das Schleppen erspart und ich konnte versuchen raus zu finden, von welchem Gleis meine Reginalbahn nach Neratovice fahren würde. Leider gibt es in Prag aber keine Fahrpläne mit Gleisen, man muss warten, bis dem Zug auf der grossen Anzeigetafel ein Gleis zugewiesen wird – das ist ca 15 – 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges der Fall – also kein Grund für Stress.
Das Velo war schnell verladen – wir waren mit drei Velos – Platz wäre für vier gewesen. Die Fahrt dauerte eine knappe Stunde, Stress hatte ich keinen, eine sehr nette Schaffnerin war an Bord und sehr auskunftsfreudig – bereits jetzt zeigte sich wie wertvoll die Mitnahme des in letzter Minute erworbenen Tschechischen Sprachführers werden sollte.
Warum eigentlich von Neratovice? Sinnigerweise sollte ich doch von Melnik aus fahren? Die Antwort ist sehr einfach – zu faul zum umsteigen… Nach Neratovice gibt es einen direkten Zug vom Prager Hauptbahnhof und mit einem beladenen Reiseread meide ich jedes Umsteigen in unbekannten Terrain….
Endlich geht es los, fahren kann man hier auf beiden Seite der Elbe, aber für mich sollte es der 2er-Weg sein, also der Orginalelberadweg.
Leider war aber die Qualität dieses Weges mehr als bescheiden, hinzu kam ein unterschätztes Problem, mein Heuschnupfen 😦 In der Schweiz merke ich den nur sehr wenig, Pollen gibts zwar auch, aber anscheinend nicht in dieser hohen Dosierung wie sie mir hier entgegen schlugen. Selbst meine Haut reagierte auf die Gräserpollen, ich bekam kaum noch Luft – Asthma lässt grüssen – und meine Haut sah sehr hässlich aus. Daher gab es dann bereits nach zehn Kilometern den ersten ungeplanten Halt um mich mit Medikamenten abzufüllen und deren erste Wirkung abzuwarten 😦
Danach habe ich mich entschlossen die Seite zu wechseln und auf dem 19er Radweg weiter zu fahren. Was für ein Unterschied! Quasi eine Radelautobahn, mit einladenen Beizen am Wegesrand fast bis Brandys! Ich war zwar nicht alleine auf dem Radweg, aber es war ok.
Kurz vor Brandys war die Pracht zu Ende und da ich mich eh auf die Suche nach meinem Hotel machen müsste wechselte ich auf die Strasse und liess mich von meinem Navi zum Hotel führen. Das hat in Brandys super funktioniert. Wie immer war schnell ein „Schlafplatz“ für mein Velo gefunden und ich konnte mich dem seligen Nichtsun hin geben. Auch konnte ich den ersten Krimi dieser Reise anfangen zu lesen. Nach einiger Zeit faulenzen hab ich mir dann die Stadt angesehen und einen wunderbaren Biergarten für das Abendessen gefunden. Platt wie ich war lag ich gegen zehn im Bett und habe geschlafen wie ein Stein.
Montag – Brandys nad Labem – Kolin (64 km)
Das Frühstück war naja… Eben tschechisch. Gegen 9 ging es los, gradewegs zurück auf den 19er. Kurz nach dem Ort war die Radlerautobahn zu Ende, es ging weiter auf einer Sandpiste….
Der Weg wurde dann schmaler und verschwand im Wald…
Über die Brücke habe ich mich definitv nicht getraut, ich machte mich auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit. Man konnte das Gebiet unfahren und bald landete ich wieder auf der guten alten 2er Elberadweg.
Da ich keine Lust hatte auf allen schlechten Stellen zu schieben kam irgend wann was kommen musste. Ich handelte mir einen heftigen Schlag im Hinterrad ein mit einer hässlichen Acht. Gleichzeitig konnte ich durch meinen edlen Schwalbe Supreme Mantel an der Seite durchschauen….. Das Velo war aber noch fahrbar, daher entschied ich mich bis nach Kolin zu fahren um dort einen Velohändler zu suchen. Bald war Nymburk erreicht.
Leider hatte ich danach ein hässliches Erlebnis, zum Glück war ich nur unfreiwilige Zuschauerin! Ich fuhr auf einem Veloweg neben der Strasse. Es brauste eine Rollerfahrerin mit sehr hoher Geschwindigkeit heran. Sie wollte noch vor einem Auto links abbiegen. Leider war sie zu schnell, der Roller landete in der Leitplanke die Frau flog im hohen Bogen weiter den Hang herunter. Zum Glück war ich nicht die Einzige die das Unglück gesehen hat. Ich stieg den Hang hinuter, da lag die Frau, der Helm war weg, das Gesicht voller Blut einschliesslich fehlender Zähne – Jethelm machts möglich – und am rechten Schienbein waren die Knochensplitter zu bewundern. Ein anderer Mann hielt an und rief den Notarzt. Ich habe Erste Hilfe geleistet und gemerkt dass meine sehr wenigen brüchigen Sprachkenntnisse nicht wirklich ausreichend sind um hier nützlich zu sein. Inzwischen war ein weiteres Auto da, ich habe mich kurz verabschiedet und bin dann ziemlich verstört weiter gefahren. Das Erste was ich wieder bewusst aufgenommen habe war der Gartenzwergladen….
Die heutige Übernachtung fand in einer Privatpension in Kolin statt. Die zu finden war nicht einfach, leider hat mich mein GPS hier das Erste Mal in Stich gelassen. Nach diversen Kurvereien und Nachfragen – meine Tschechischbrocken werden immer besser 🙂 – fand ich schliesslich mein Quartier. Einfach, sauber und günstig. Die Dusche hatte ihren ganz eigenen Scharme…
Nach der Körperpflege ging ich die Stadt anschauen und einen Velohändler suchen. Leider war ich zu spät, in Tschechien schliessen die Velogeschäfte bereits um 17:30 Uhr 😦 Einen habe ich noch erwischt, nach dem er aber sah, dass die Sache nicht in 10 Minuten erledigt sein würde ging er heim 😦 Ok, dann habe ich mir die Stadt angeschaut. Kolin ist eine schöne Stadt, aber definitiv nicht auf Toursiten eingestellt. Ohne Tschechisch geht hier wenig 😦 Aber mit meine Sprachführer konnte ich gut überleben, Abends habe ich vor dem Supermarkt – bis 21:00 Uhr geöffnet – noch einen Jungen getroffen der mein Velo bewundert hat. Der konnte ein paar Brocken deutsch, er erzählte mir, dass deutsch in ihrer Schule als erste Fremdsprache unterrichtet wird….
Dienstag – Kolin – Pardubice (56 km)
Da mein Velo immer noch fahrfähig war entschied ich mich mein Schiksal heraus zu fordern und auf mehr Velohändler in Pardubice zu hoffen. Das Wetter war wieder sehr gut auch wenn ich mich etwas schlapp fühlte. Auch hatte ich immer noch den hässlich Unfall der Rollerfahrerin vom Vortaim Kopf. Der Weg war immer, wild, schön und schlecht. So ist das in Tschechien. Rund um die Orte sind Veloautobahnen entstanden, zwischen den Orten ist der Weg meist eher einfach gehalten. Was immer wunderbar ist, ist das Fahren auf den kleinen Nebenstrassen mit fast keinem Verkehr. Dazu sollte sich heute reichlich Gelegenheit bieten.
Der Weg führt heute durch ein grosses Pferdegestüt welches 1579 zum Kaiserhofgestüt erhoben worden ist. Es ist das einzige lebendige Kulturdenkmal der Tschechischen Republik.
Leider ging es mir unterwegs nicht wirklich gut, alles war sehr anstrengend. Ich war froh über die kurze Etappe. Auch bekam ich nicht all zu gut Luft. Gegen Pollen hatte ich vor gesorgt, den Tag hatte ich mit reichlich Antihistaminika begonnen. Auch war mir immer wieder kalt. Als dann die Husterei los ging wusste ich bescheid. Die Rache der Klimaanlage aus dem Nachtzug, eine Erkältung 😦
Pardubice ist eine relative grosse Stadt, hier sollte es doch auch einen Velohändler geben? Fündig wurde ich dann unten an der Labe und zwar genau an der Stelle an der die Schiffbarkeit der Elbe endet. Natürlich war schon zu, es war nach 17:30 Uhr.
Pardubice selbst ist eine wunderbare Stadt, die auch einen Besuch ohne Radtour lohnt.
Geschlafen habe ich in einem wunderbaren alten Hotel, leider war bei mir gegen 20:00 Uhr Feierabend, mir ging es nicht so besonders, auch hat mich die Erkältung geärgert 😦
Den weiteren Teil der Reise beschreibe ich im nächsten Teil 🙂