Endlich wieder in Seefeld…

Seit gut zwei Jahren das Erste mal wieder in Seefeld – und noch dazu in meinem Lieblingshotel 🙂 Ein tolles Gefühl.

Heute war ich mit meiner Freundin auf der Seefelder Königstour unterwegs. Dabei gab es viel zu beobachten und zu lernen. Die Freude war fantastisches Wetter, tolle Wege und eine unglaubliche Fernsicht.

unten die Nördlinger Hütte

So schön ist es oben

Es waren viele andere Personen unterwegs, dazu hab ich mir den einen oder anderen Gedanken gemacht. Besonders interessant fand ich eine Person, der wir den Spitznamen „die Lehrerin“ gegeben haben. Hinzu kam eine Familie in der typischen Zusammensetzung, d.h. Mama, Papa, ein Sohn und eine Tochter.  Er hatte einen wunderbaren Storchengang. Die Familie war in sehr einfachen Schuhwerk unterwegs. Auch waren noch diverse andere Personen unterwegs, die mir den einen oder anderen Gedanken in diesem Blogbeitrag wert sind.

Weg zwischen Nördlinger Hütte und Hämmerlekopfbahn

Der Weg ist das Ziel

Die Lehrerin fand ich besonders interessant, da sie fleissig damit beschäftigt war „Ratschläge“ zu erteilen. Z.B. hat sie der Familie im vollen Brustton der Überzeugung geraten, dass der Weg für die Familie zu machen sei, da der Junge „tüchtig“ sei. Woher sie das wohl weiss???

Wir haben die Familie kurz danach auf dem Weg überholt, der Stress war riesengross, alle waren sehr angespannt. Der Vater stellte dann fest, dass sie nicht die richtigen Schuhe an hätten. Frage: Warum bin ich dann überhaupt los gegangen??? Noch dazu mit Frau und Kind?

Durch den Schutt

Zwischen Seefelder Spitze und Reither Scharte

Für mich lautet eine Bergweisheit, „Ich gehe nur Wege hoch, auf denen ich mich danach auch wieder runter traue“.  Hmm, die scheint aber leider nicht jeder zu kennen….

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Ich selbst stelle fest, das wir sehr viele Leute unterwegs überholt haben. Normalerweise werde ich immer überholt. Fitter geworden? Trotz anderer Lebensphilosophie? Früher stand für mich der Leistungsgedanke im Vordergrund. Verbissen habe ich mir alles erkämpft und dabei jegliche Leistungsgrenzen ausser Acht gelassen. Was draus geworden ist, ist aufgrund der vorherigen Blockeinträge bekannt.

Zirbelblick

Richtung Wetterstein und Mittenwald

Heute gehe ich aus Spass an der Feude. Klar, ich stecke mir Ziele. Aber eben, nur solange es mir Spass macht. Ich versuche achtsam mit mir zu sein. Mal klappts, mal eben nicht. Aber durch das Beobachten und eben nicht alles immer zu bewerten entsteht eine andere Sicht der Dinge.

Leider haben das Viele noch nicht begriffen und bewerten gnadenlos nicht nur sich selbst ständig, sondern erteilen ungefragt ihre „Ratschläge“. Was das mit dem Gegenüber macht, wird dabei leider häufig nicht bedacht. In den Bergen können diese sicherlich gut gemeinten Ratschläge fatale Konsequenzen haben. Das sollte sich jeder überlegen, bevor er ungefragt seine Meinung zu allem und jedem mitteilt….

Zugspitze

Blick auf die Zugspitze – Deutschlands Höchsten

Zum Schluss noch ein versöhnliches Bild:

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Das ist das Schöne in den Bergen, immer wieder kleine Freuden. Man muss sie nur erkennen…

Ja, noch mal was zu 2016…

Momentan bin ich dabei all die Sachen die in den letzten Monaten / Jahren liegen geblieben sind aufzuarbeiten, zu sichten und zu überlegen was mir wichtig ist.

Klar, da ist der ganze Papierkram, AHV-Beiträge die nachgezahlt werden müssen, unser aller Freude die Steuererklärung und natürlich das Geld fürs Steueramt 😦

Aber es gibt auch schöne Dinge bei der Aufarbeitung. Z. B. das Sichten der Fotos aus 2016. Dabei ist mir aufgefallen, dass es in 2016 Monate gab, wo ich nicht oder fast nicht fotografiert habe. Das waren die sehr dunklen Monate die ich in der Klinik verbracht habe.

Jetzt habe ich ein paar Fotos aus 2016 raus gesucht und möchte Euch diese präsenteren.

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Diese Zeichnung ist im Januar entstanden im Rahmen eines Kriseninterventionsaufenthalts auf dem Hasliberg. Die Mobi hatte mir gerade gekündigt, für mich war eine Welt zusammen gebrochen. Klar, aus Sicht Arbeitgeber kann ich diese Entscheidung nach voll ziehen, aber für mich war sie in dem Moment sehr hart. Vermutlich hat diese Kündigung den zweiten schweren depressiven Schub ausgelöst.

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Das Foto stammt aus dem Februar und zeigt mein Lieblingsmotiv „Niesen vor Thuner See“. Es ist bei einer meiner wenigen Velofahrten in dieser Zeit entstanden. Mit meiner Psyche ging es immer weiter bergab, hinzu kam das Bewusstsein, dass es in der Zukunft auch finanziell nicht so einfach werden könnte.

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Dieses Foto ist im April entstanden. Meine Freundin und ich hatten an einem Schreinerkurs auf dem Ballenberg teil genommen. Geniessen konnte ich diesen nicht mehr, gelernt habe ich ein wenig, leider ist nicht mehr soviel in meinem Hirn hängen geblieben. Nichts desdo trotz ist dieser Schemel – in Berndeutsch Taburettli – entstanden. Er steht jetzt in meinem Wohnzimmer und ich bin stolz auf ihn.

Kurz nach dem Kurs begann der stationäre Aufenthalt in der Privatklinik Meiringen.

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Sowas bekommt man gesendet von Mitpatienten. Es hilft die Tatsache zu überspielen, dass man sich in einer psychatrischen Klinik befindet. Es ist die Scham, dass gemeinsame Schicksal was uns in dieser Situation zusammen geschweisst hat. Gleichzeitig ist mir aufgrund der Lebensgeschichten meiner Mitpatienten noch mehr bewusst geworden, wie schnell der soziale Abstieg mit einer psychatrischen Erkrankung sein kann. Insbesondere die IV versucht keine Leistungen zu zahlen, die Betroffenen mit diversen Strategien zu zermürben und möglichst als Simulanten hin zu stellen. Schade, den eigentlich war diese institution mal dazu gedacht einem wieder auf die Beine zu helfen, respektive eine kleine Rente zu zahlen wenn es gar nicht mehr geht. Leider sieht die Politik diese Institution ausschliesslich als Kostenfaktor, insbesondere unsere bürglichen Parteien wie die SVP.

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Dieses Foto ist Ende Juni auf den Planplatten entstanden. Meine Lebensgeister waren endlich wieder am Erwachen. Ich habe mir geschworen dass ich zurück in die „normale Welt“ möchte, mein Leben zurück haben möchte. Auch wenn der Pfad nicht immer gerade läuft.

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Das war die erste kleine Wanderung zum Berner Oberland-Klassiker dem Öschinensee. Der See selbst ist toll, aber leider völlig überlaufen. Nachdem ich in Meiringen zeitweilig noch nicht mal mehr in der Lage war ins Dorf zu laufen, war diese Wanderung über zwei Stunden ein erster Triumph für mich. Insbesondere der Dank an meine Freundin die mich tatkräftig unterstützt. Auch fand der Übertritt in die Tagesklinik nach Interlaken in dieser Zeit statt.

In dieser Zeit habe ich auch begonnen nach einer neuen Wohnung zu suchen, da ich mir die bestehende Wohnung in Thun auf Dauer nicht mehr würde leisten können.

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Dieses Foto wurde in Interlaken West gemacht. Die Tagesklink an diesem Tag war gerade zu Ende.

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Im August machten wir eine Wanderung im Wallis von Simplon Dorf auf den Simplonpass. Dabei ist mir dieser alte Kilometerstein ins Auge gefallen.

Es folgten diverse Wanderungen in denen ich meine Ausdauer sukzessive wieder aufbauen konnte. Das war bitter nötig, denn ichmusste zu einem Gutachten in welchem ich mich sehr schikanniert gefüllt habe. Angefangen bei der Tatsache dass meine Begleitperson bei dem Gutachten nicht dabei sein dürfte – dass sei angeblich gesetzlich verboten – über die „Zwangsabgabe“ von Urin zum Drogentest. Meine Erkrankung hat nichts mit Drogen zu tun – aber eben, wenn man welche gefunden hätte könnte die IV leistungen kürzen respektive streichen.

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Trotz Allem, mein erster Dreitausender in 2016 🙂 Es war ein tolles Gefühl auf disem Gipfel stehen zu können. Dieses Erlebnis gab mir Kraft, die ich später noch gut brauchen sollte.

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Endlich eine neue Wohnung gefunden. Wenn man arbeitslos ist – egal aus welchen Gründen – ist die Wohnungssuche schwierig. Zum Glück haben wir rund um Bern nicht die Verhältnisse wie im Grossraum Zürich oder Genf.

Der Haldensteiner Calanda. Mein Geburtstagsberg Ende September. Im Vorfeld gab es in der Tagesklink Diskussionen ob ich nicht statt dieser Geburtstagstour wieder nach Meiringen gehören würde. Ich hatte einen heftigen Taucher, mal wieder Suizidgedanken.  Auslöser war das Gutachten welches mir zugesetzt hat.

Im gesamten Aufstieg war ich mir nicht sicher ob diese Sache gut ausgehen würde. Dann kam eine Stelle,  an welcher ein kleiner Fehltritt gereicht hätte um alles zu beenden. Die Wand ging gut 500 Meter senkrecht den Berg hinab. In diesem Moment wurde ich von der Lebenslust so überrollt, das alle bedrohlichen Gedanken komplett verschwunden waren. Glücklich stand ich danach auf dem Gipfel und erfreute mich meines Lebens und der tollen Aussicht über das Churer Rheintal und in die Bernina-Gruppe.

Inzwischen hatte der Herbst Einzug gehalten. Es kam die Ablehnung sämtlicher IV-Leistungen, da sie für meinen Fall nicht zuständig seien. Wer zuständig sei konnten sie mir auch nicht sagen.  Also keine Wiedereingliederung, ich musste selber schauen wo ich bleibe. Zum Glück konnte ich mein „Praktikum“ bei der Post wieder aufnehmen, den Arbeit ist viel mehr als nur Lohn erhalten.

Arbeit schafft Tagesstruktur, ermöglicht soziale Kontakte und gibt einem – hoffentlich – eine sinnvolle Aufgabe. Hätte ich das nicht gehabt, wäre vermutlich der nächste Abstürz die Folge gewesen.

Ich meldete mich beim RAV das gleich nichts besseres zu tun hatte, als meine Vermittlungsfähigkeit an zu zweifeln. Dieser Entscheid hatte zur Folge das bis auf weiteres sämtlich Zahlungen eingestellt worden sind.

Es reicht nicht, dass man mit seiner psychischen Erkrankung zu kämpfen hat, und irgend wie versucht, die Beine wieder auf den Boden zu bekommen. Nein, kaum meint man wieder Fuss zu fassen, werden einem wieder dicke Steine in den Weg gelegt. inzwischen zahlt das RAV wieder und ich arbeite mit einem befristeten Arbeitsvertrag zu 50 % bei Der Post CH Informatik.

Dann stand im November der Umzug an. Es ist mir sehr schwer gefallen aus meiner Wohnung in Thun auszuziehen, da ich mich da sehr wohl gefüllt habe. Aber so ist es nun mal. Den Kopf in den Sand zu stecken und die Tatsachen zu ignorieren hat noch keinem geholfen. Also haben wir die Sache angepackt und hinter uns gebracht. Inzwischen fühle ich mich auch in meiner neuen Wohnung wohl.

Das Jahr endete versöhnlich mit einer Wanderung auf einem über 2000er und das im Dezember.

Der Spruch der mit in 2016 am meisten geholfen hat ist folgender: „Auf die Schnauze fallen, Krone richten, aufstehen und weiter machen“. Er stammt aus der Tagesklinik in Interlaken und ist inzwischen so was wie meine Lebensphiliosophie geworden. Es gab Zeiten in 2016 da konnte ich das nicht. Jegliche Kraft fehlte alles war zu viel. Selbst das Essen fand ich zu anstregend.

Hoffentlich muss ich das nie wieder erleben! Ich wünsche allen Lesern das sie das niie erleben müssen!