Scuol – Genuss in der Bogn Engiadina

Scuol – was ist das denn? Wird der ein oder andere Nichtündner vermutlich fragen. Scuol, oder auch auf Deutsch „Schuls“ ist eine Bündner Gemeinde im Unterengadin.

Karte der Gemeinde Scuol

Karte der Gemeinde Scuol

Scuol liegt relativ am Ende der Schweiz, dafür ist Südtirol und Österreich direkt nebenan. Scuol ist nicht nur ein wunderbares Dorf mit schönen Engadiner Häusern, sondern auch Heimat der Bogn Engadina.

Kleiner Ausschnitt von Engadiner Häusern in Scuol

Kleiner Ausschnitt von Engadiner Häusern in Scuol

Bogn heisst auf deutsch Bad, es geht um ein tolles Thermalbad. Damit ich meiner Genesung weiter auf die Sprünge helfen konnte, war ich für vier Tage in Scuol, und habe es sehr genossen, dass ich mich dreimal am Tag an einen gedeckten Tisch setzen konnte, keine Treppen laufen musste, und Bad, Therapie und Fitnesscenter gleich um die Ecke waren.

Auch gibt es im Hotel eine sehr nette Theke mit freundlichen Einheimischen. Besonders hat mir gefallen, dass fast nur Romanisch gesprochen wurde. Allerdings wieder ein anderes Romanisch als bei uns in Domat/Ems, das in Scuol war für mich einfacher zu verstehen 🙂

Verteilunng der räteromanischen Dialekte in Graubünden

Verteilunng der räteromanischen Dialekte in Graubünden

Ich verstehe es immer noch nicht, warum mein Hausarzt mich nicht in den Reha geschickt hat. Mir haben die vier Tage  gut getan, was die Beweglichkeit der Hüfte betrifft, hab ich massive Fortschritte gemacht. Auch gehts mir psychisch langsam wieder besser 🙂

Leider ist die OP-Wunde immer noch nicht zu, es ist zwar nur noch ein kleines Loch, aber „saut“ eben immer noch rumm. Antibiotika sind seit gestern abgesetzt, statt dessen darf ich jetzt eine Salbe in die Wunde schmieren. Ob das hilft?

Seit dieser Woche versuche ich 50 % zu Arbeiten. Es fällt mir schwer, auf der einen Seite den Terminkalender zwischen Arbeiten und Therapie in Einklang zu bringen, auf der anderen Seite habe ich immer noch Probleme mit dem längeren Sitzen am Schreibtisch / PC-Arbeit.

Die ganze Sache ist langwierig, aber wenn ich in ein paar Wochen wieder sportlich voll aktiv sein kann,  ist die Phase schnell verdrängt. Vergessen werde ich sie nicht so schnell, ich bin in den letzten Wochen auf die Welt gekommen…..

Zum Thema Freunde habe ich mich hier schon mal ausgelassen, dazu kommt das miese Verhältnis zu meinem Hausarzt, hier ist auf meiner Seite so gut wie kein Vertrauen mehr vorhanden. D.h. auch dort steht demnächst Veränderung an.

Aber alles zu seiner Zeit, ich denke über diverse Veränderungen nach. Mal sehen wo diese Überlegungen hin führen, es bleibt spannend.

Auf dem Weg zurück in die Normalität

Eine weitere Woche als „Vier-Bein“ liegt hinter mir, und langsam hab ich das Gefühl, das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Es sind kleine Schritte die auf dem steinigen Weg zurück führen, aber jeder Schritt ist ein kleiner Erfolg und viele kleine Erfolge geben bekanntlich einen grossen Erfolg 🙂  Den Weg gehe ich gern – auch wenn ich es mir im Vorfeld nicht so hart vorgestellt habe.

Steinig - aber überwindbar:-)

Steinig – aber überwindbar:-)

Was leider nicht so toll ist, sind Probleme mit der Wundheilung, nachdem die Fäden entfernt worden sind, hat leider das Grösste der Arthroskopielöcher entschieden wieder auf zu gehen und vor sich hin zu kleckern. Dazu kommen die „Freuden“ des Heaparinspritzens. Es brennt schön und es gibt fiese blaue Flecken. Spritzen muss ich, solange ich mit Krücken unterwegs bin. Aber lieber blaue Flecken als eine Thrombose.

Blaue Flecken wo man hinschaut...

Blaue Flecken wo man hinschaut…

Diese Woche war ich das Erstemal im Bewegungsbad – alleine Schwimmen ist aktuell noch verboten – das war purer Genuss. Danach bin ich zwar im Bus fast eingeschlafen weil ich so fertig war, aber egal, es war schön.

Mein Hausarzt hat in seiner allwissenden Weisheit entschieden, dass ich ab nächste Woche wieder 50 % arbeiten darf. Ich hab zwar noch keine Idee, wie ich das hinbekommen soll, aber ich werde es selbstverständlich probieren. Schliesslich bedeutet Arbeiten das Rückgewinnen eines Stückechens Normalität.

Bedanken möchte ich mich hier bei den Busfahrern von Postauto Graubünden und dem Bus vu Chur. Es ist nicht einfach mit Krücken Bus zu fahren, insbesondere unsere Postautos sind als Überlandbusse ausgelegt, da ist Niederflur Fehlanzeige. Trotzdem wurde ich die letzten Tage mit einer Umsicht und Rücksicht durch Graubünden chauffiert, wie ich es bisher so noch nicht erlebt habe. Das ist nicht selbstverändlich, und diesesn Service finde ich toll und es hilft massiv, den  Alltag zu meistern. Herzlichen Dank!

Unser Postautodeck in Chur. Von hier aus kann man ganz Graubünden entdecken!

Unser Postautodeck in Chur. Von hier aus kann man ganz Graubünden entdecken!

Das Bänkli

Zeit – sollte man meinen habe ich reichlich. Weit gefehlt. Ich hab ein Programm, was sich gewaschen hat.

  • Tählich 2- 3 mal 30 Minuten Bewegungsschiene –> Bett, Rückenlage
  • Täglich 2 x Spinning-Bike je 15 – 30 Minuten
  • Täglich zwei Stunden Bauchlage –> Bett, Bauchlage

Dazu kommen Besuche beim Physio in Chur und beim Hausarzt.

Dann gilt es, die eigene Körperpflege durch zu führen – dauert zwei- bs dreimal so lange wie sonst, und irgendwie den Single-Haushalt zu schmeissen….

Zum Glück kommt seit Freitag die Spitex Imboden und unterstützt mich im hauswirtschaftlichen Teil. Schade, dass das erst jetzt passiert. Ich frage mich, wer hätte daran denken sollen diese Unterstützung von Beginn an aufzubieten? Ich? Mein Hausarzt, das Spital? Ich weiss es nicht. Was ich weiss: Aus Schaden wird man klug = das nächste Mal werde ich mich im Vorfeld um dieses Thema kümmern….

Täglich mache ich einen kleinen Spaziergang, damit sowohl die Seele als auch der Kreislauf in Schuss bleibt. Wenn ich den Spaziergang von zu Hause aus unternehme, führt er mich in der Regel zu meinem Lieblingsbänkli.

Lieblingsbank auf dem Stauwerk Ems

Lieblingsbank auf dem Stauwerk Ems

Hier kann ich sitzen, schauen, übers Leben nachdenken und überhaupt. Auf der einen Seite freue ich mich sehr über die Chance vermutlich alles wieder machen zu können, auf der anderen Seite wird mir in den letzten Tagen die Abhängigkeit von Institutionen oder anderen Personen bewusst. Mitdenken scheint nicht jedermanns Sache zu sein, und gute, zuverlässige Freunde sind Gold wert. Auch kann virtuelle Präsenz hilfreich sein, aber sie ersetzt nicht die Physische. Es geht halt nichts darüber, wenn Dich einfach mal jemand in den Arm nimmt…

Das Bedarfsklärungsgespräch mit der Spitex war u.a auch interessant, da die Themen „Bezugsperson“ und „Patientenverfügung“ angesprochen worden sind. Eine Patientenverfügung brauch ich zwar momentan nicht, aber mir ist in dem Gespräch bewusst geworden, dass ich aktuell in meinem physischen Umfeld niemand habe, von dem ich möchte oder dem ich zumuten möchte, dass er im Fall des Falls für mich entscheidet.

Da die Erkenntnis bekanntlich nur der erste Schritt ist, muss ich jetzt schauen, was die Konsequenzen dieser Erkenntnis sind. Ich weiss es noch nicht, aber „kommt Zeit kommt Rat“.

In den nächsten Tagen werde ich mich auf meine weitere Reha konzentrieren, morgen werden zum Glück die Fäden gezogen. Damit kann ich ab Mittwoch meinem Aktivitätenprogramm eine weitere Tätigkeit hinzu fügen – Wassertherapie. Da die Obere Au leider keine Treppe ins Becken hat, der Sand nicht öffentlich ist, heisst das dann auf die Lenzerheide, das H2Lai hat eine Treppe.

Zum Glück weiss ich warum ich das Alles mache. Ich will wieder Sport machen, mich bewegen. Insbesondere will ich zurück aufs Velo, je schneller desdo besser:-)

Transamerican – ich komme. –> Fragt sich nur wann…..

Wieder dahim

Freitag gegen 10:00 Uhr war es soweit. Die Verbände frisch gemacht, die tägliche Portion Physiotherapie bekommen, der Papierkram erledigt. Zeit das Spital zu verlassen. Voller Angst, nahe am seelischen Zusammenbruch ging es mit dem Klinik-Shuttle runter zum Bahnhof von St. Moritz.

Es war noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, und mit einer ehemaligen Mitpatientin nahmen wir noch einen Espresso im Bahnhof. Danach war die erste Hürde zu Meistern, vor der ich bereits seit Sonntag Angst hatte: Mit Krücken in den RhB-Wagen rein und dann auch wieder raus kommen….

Winteraufnahme eines typischen RhB-Wagens.

Winteraufnahme eines typischen RhB-Wagens.

Auf der Aufnahme kommt es nicht so richtig zum Vorschein, aber die Stufen sind sehr schmal, und die Höhe des Wagens liegt bei ca. 90 Zentimeter….

Das Reinkommen war zum Glück einfacher als gedacht, das ganze Üben mit dem Physio machte sich gleich bezahlt. Danach schaukelten wir gemütlich Richtung Chur. Im Zug habe ich die Ruhe genossen, endlich keiner mehr, der ständig was von mir wissen will. In Chur wartete der Taxi-Fahrer, so konnte auch die Ausstiegshürde ganz gut gemeistert werden:-)

Daheim war ich völlig fertig, und ging erst mal ins Bett, zu lange leider nicht, denn gegen 15:00 Uhr wurde dann noch von einem sehr freundlichen Herren meine Bewegungsschiene geliefert, welche angepasst und getestet werden musste.

Danach war dann Feierabend für den Tag, ebenso wie am Samstag – einfach nur geschlafen mit kurzen Esspausen unterbrochen.

Sonntags hatte ich mich halbwegs ausgeschlafen, dafür fing mein Bauch an weh zu tun. Essen ist sowieso ein Thema,

a) es ist sehr aufwendig was halbwegs schmackhaftes auf den Tisch zu bekommen und

b) es dann auch zu essen

Hier zeigt sich eindeutig, dass das Leben eines Singles nicht nur Vorteile hat, sondern manchmal auch ziemlich hart ist. 😦 Ich komme mit viel Kampf und dickem Kopf irgendwie zurecht, aber Sonntags Abends hat mir dann eine kleine Magen-Darm-Grippe entgültig den Rest gegeben. Danach hab ich dann noch per Email das Care-Management meiner Krankenkasse kontaktiert, mal sehen was die mir anbeiten können.

Jetzt geht es gleich zur Physio  nach Chur und heute Nachmittag dann noch zum Hausarzt…

Was wars genau, der erste Moralische und viel Lob

Vorhin hatte ich noch ein interessantes Gespräch mit meinem Operateur. Er teilte mir mit, dass zusätzlich zum CAM-Impingement eine Zyste im Hüftgelenk gewesen sei, und das die vermutlich deutlich zu den Schmerzen beigetragen habe. Meine Prognose sei so gut, dass ich – je nach weiterem Verlauf der nächsten Wochen – wieder volle Sporttauglichkeit erlangen könne. Ausserdem sei ich eine gute Patientin, da ich sehr genau sagen konnte, wo die Schmerzen sind…

Gleichzeitig hatte ich heute Nachmittag meinen ersten Moralischen. Fast schon Panik, vor dem Berg der nun vor mir liegt. Auch das gute alte Rezept den Elefant in kleine Scheiben zu schneiden, hat im ersten Schritt nicht wirklich geholfen 😦 Sich selbst versorgen, all die ganze Therapie die ich,machen soll… Ich werde jetzt versuchen die nächste Woche zu überstehen, und dann sehen wir weiter.

Dann gabs noch Lob von der Physio. Meine gute Beweglichkeit und der gute Trainingszustand würden die Heilung und den weiteren Verlauf sehr positiv beeinflussen.

Gleich darf ich noch mal die herausragende Küche des Hauses geniessen und wer weiss, vielleicht geht es ja wie gestern Abend, und die Hopfenkaltschale wird gleich mit serviert…

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